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Sonntag, 04. Dezember 2005

Glaube

Von diesuchende, 23:53

"Du sollst dir kein Bild von Gott machen."
verkündet Moses vom Heiligen Berg.
Doch die Menschen sehen nur
einen alten Mann mit wallendem Bart.

"Du sollst dir kein Bild von Gott machen."
predigt der Priester von der Kanzel.
Doch die Menschen erblicken vorn
den halbnackten Mann - ans Kreuz genagelt.

Wie leicht ist es, sich vorzustellen,
dass ein Wesen auf zwei Beinen
verantwortlich ist für menschliche Taten,
und die Ernte einbringt für deren Saaten.

Die Antwort auf alle Fragen,
Fragen nach den Zusammenhängen,
Fragen nach dem Sinn,
Fragen nach dem "Wohin?"
liegt nicht in einer Projektion
auf einer glitzernden Leinwand.
Sie ist in allem zu finden,
das alles und jeden verbindet:

Sie ist die helfende hand,
der Milchstraße weißes Band,
das, was zwischen den Zeilen steht,
der Wind, der über allen Dächern weht.

Ich blicke ins All, weit,
blicke zurück in die Zeit.
eine Zeit, bevor die Welt sich ordnete,
bevor sie sich so vollkommen einrichtete.

Der Urknall - eine Welle kam in Gang.
Doch welche Kraft zog da an welchem Strang?
Aus welchem Grund? Zu welchem Zweck?
Wo ist das Ziel? Wohin des Wegs?

Ich ahne nur diese Macht,
die über alles Geschehen wacht,
das sie hat ins Rollen gebracht,
und in das Szenario von Tag und Nacht
immer mehr Bauklötze eingefügt hat.

Jetzt beobachtet sie ihr experimentelles Werk,
doch sie ist mittendrin, nicht oben auf dem Götterberg.
Sie füllt die Fugen zwischen den Steinen,
um sich mit ihrer Kreation zu vereinen.

Und warum sollte man mit etwas kommunizieren,
von dem man selbst ein Teil ist?
Warum sollte man die Antworten irgendwo suchen,
wenn nicht in einem Selbst?
Warum brauchen wir eine Galionsfigur -
Und hängen uns damit selbst an eine Schnur?!

Es ist einfach, sein Schicksal in fremde Hände zu geben,
doch der Weg der Freiheit ermöglicht uns - das Leben.

© Karin, verfasst anno 2004


Freiheit

Von diesuchende, 23:15

Das Fenster zur Freiheit

Ein Blick aus dem Fenster zur Freiheit -
er währt leider nicht in Ewigkeit.
Ein leichter Windhauch durch den Spalt
kühlt die Haut, doch erlischt er bald.
Der süße Geruch, der hereinweh -
ein herrlich Genuss, der schnell vergeht.
Der minzige Geschmack der frische Brise
endet an Sichtgrenze der Seelenwiese.
Das leise Geräusch des Meeres weit
nur geschlossenen Auges befreit.

Ein quadratischer Ausschnitt in die Welt
von der wir getrennt, doch die uns alles zählt,
ist die uns geschenkte Gabe:
Die Sinne, welch eine Labe.
Ohne sie wüssten wir eins nicht:
Das irgendwo leuchtet das Licht,
um dessentwillen wir Türme bauen,
damit wir bald hoch oben es schauen.

Wir können, von Verzweiflung getragen,
das Scheibenglas mit der Faust einschlagen.
Doch werden wir nur verletzt,
die Hände mit Blut benetzt.

So suche den Schlüssel offenen Sinnes,
um zu öffnen die Tür des Neubeginnes,
jenseits des Raumes scharfer Ecken,
wo Wattewolken das Blau übertünchen,
und wo sind keine dunklen Flecken,
deine Welt sich richtet nach deinen Wünschen,
da es ist das selbst erschaffene Glück:
Diese Freiheit ist mehr als nur ein Stück.

© Karin


Der Vogel im goldenen Käfig

An nichts mangelnd,
doch eingesperrt.
Über Sitzstäbe hangelnd,
die Welt verzerrt
durch "edles" Gitter betrachtet,
von Spaziergängern unbeachtet.

Flügel gestutzt
durch Messer der Qual
im Kampf um
Freiheitswahl.

Mit beständiger Willenskraft
und aktiver Leidenschaft
die Ketten gesprengt,
nicht mehr eingeengt.

Das Fliegen wieder lernen,
gefiedert sich entfernen
zu neuen Horizonten.
Die Erde dort drunten
geschrumpft zum Kompakten,
die Teile zu Fakten.

© Karin, beide anno 2003

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Das Ich

Von diesuchende, 22:57

Die Metamorphose

Am Anfang war ein kleines Korn,
die Seele, sie begann von vorn.
Daraus spross flugs ein Keim empor,
brachte das Bewusstsein hervor.

Und bald der Sprössling erkannte:
Wahrnehme ich,
ja wahrlich - ICH!
Und nun sein Wille entbrannte:
Überlebe ich, so bleibe ich.

Auf dem Weg nach oben,
viele Zweige verwoben,
anstachelnd seinen Ehrgeiz,
das zu finden, was er unbewusst schon weiß,
es zu binden
anhand der des Willens Dachgestühl
Stützen: dem Verstand und dem Gefühl.

Durch all diesen bunten Strauß,
durch Beeren pflücken am Rand des Wegs
und Überwindung der Steine unterwegs,
wächst über sich selbst hinaus
die verwandelte Pflanze
und überschaut das Ganze.

© Karin, verfasst im Jahre 2003

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Das ungeschriebene Grundgesetz

Von diesuchende, 22:27

Dieses Gedicht von mir aus dem Jahre 2004 fasst alles zusammen, was im Leben wichtig ist.


Die Säulen des Seins


Mächtig ragen sie empor,
öffnen uns das Himmelstor.
Vier Pfeiler sind des Glückes Schmiedeeisen,
den Menschen zu seinem Glück hin zu weisen.

Ehrgeiz ist des Bogens Pfeil,
doch schände nie des anderen Heil.

Mut, zu deinen Träumen zu stehen,
sie auszuführen, bevor sie gehen.

Um durchzuhalten, brauchst du Kraft,
dein Wille ist dein Lebenssaft.

Doch ohne der Weisheit solide Stützen
werden die anderen drei dir nicht viel nützen.

Auf schwammigem Boden jedoch -
Dominokette Joch um Joch.
Ein Riss - und die Welt bricht entzwei,
gewiss ist dann alles vorbei.

Drum pflastre den Grund mir Eifer.
Dein Gefühl ist dein Startkapital
und zugleich bestes Baumaterial.
So wird dein Werk bald immer reifer.

Ist dieses Fundament gelegt,
ist oft die Vorsicht weggefegt.
Geduld heißt die Kunst,
zu zügeln die Inbrunst.

Eile mit Weile,
und achte auf Keile,
zieh richtige Seile,
lauf jede Meile.

Oft ist der erste Stolperstein
Selbstüberschätzung ungemein,
geboren aus blicktrübendem Stolz,
gepaart mit einem Hirn aus Holz.

Ehre deine Konkurrenz,
mach dir bloß keine Feinde.
Wozu denn diese Dekadenz?
Seid einfach eine Gemeinde.

Mit vereinten Kräften erheben sich
Mauern zum Firmament unermüdlich.
Doch sei es euch dringend empfohlen,
den Turmbau zu Babel nicht zu wiederholen.

Sucht die Erfüllung auf Erden,
ohne die Balance zu gefährden.
Der Himmel, im Geiste meisterhaft inszeniert,
ist den rein erleuchteten Seelen reserviert.

 © Karin

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Am Anfang war das Wort ...

Von diesuchende, 21:46

Der gewählte Name dieser Kategorie spricht eigentlich für sich.

Hier werde ich in Kürze Geschichten, Betrachtungen, Gedichte und sonstige Werke veröffentlichen, die ich in den letzten Jahren so geschrieben habe (später auch Neues).

Natürlich können auch diese ausdiskutiert werden.

Karin

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